Sexuell übertragbare Krankheiten

Sexuell übertragbare Krankheiten

Sexuell übertragbare Erkrankungen können von Viren, Bakterien, Pilzen, Protozoen und parasitischen Arthropoden verursacht werden.
Geschlechtskrankheiten oder Venerische Krankheiten im engeren Sinn oder Venerea werden nur durch Geschlechtsverkehr übertragen.
Die als solche erst seit dem Ende des 15. Jahrhunderts in Europa in größerem Umfang beachteten „klassischen Geschlechtskrankheiten“ (Syphilis, Gonorrhoe, Ulcus molle und Lymphogranuloma venereum) hatten bis vor kurzem nur mehr geringe Bedeutung, da sie selten geworden waren. Wesentlich bedeutender – und teilweise wesentlich schwerer zu behandeln – sind momentan: HIV-Infektion und der dadurch erworbene Immundefekt AIDS, Hepatitis B, Herpes genitalis, Infektionen mit Chlamydien und Trichomonaden-Infektionen mit Trichomonas vaginalis, Filzlausbefall, und die Infektion mit bestimmten (so genannten „high risk“) Humanen Papillomviren (HP-Viren, HPV), von denen einige die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs verursachen können.

Chlamydiose

Chlamydiosen sind durch verschiedene Chlamydien. Urogenitale Chlamydien-Infektionen verlaufen häufig ohne Symptome. Unbehandelt können sie bei 10–40 % der Frauen eine aus dem Genitalbereich aufsteigende Infektion verursachen. Die Folge können chronische Schmerzen und eine Verklebung der Eileiter sein, die zu Unfruchtbarkeit oder Eileiterschwangerschaften führen kann. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung der Chlamydien-Infektionen sind wichtig zur Prävention der möglichen schwerwiegenden Folgeerscheinungen. Unbehandelt können Chlamydien bei der Frauen eine aus dem Genitalbereich aufsteigende Infektion verursachen. Bei der Frau kann eine Entzündung der Harnröhre (Urethritis) und der Bartholinschen Drüsen erfolgen. Daneben befällt der Erreger die Schleimhaut des Gebärmutterhalses und wandert dann die weiblichen Geschlechtsorgane hoch über die Gebärmutter bis zu den Eileitern. Dabei können Entzündungen des Gebärmutterhalses (Zervizitis), der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) und der Eileiter (Salpingitis) auftreten. Bei einer Zervizitis tritt häufig vaginaler Ausfluss auf. Durch die Infektionen sind weitere Komplikationen möglich, durch die Salpingitis können die Eileiter verkleben und so zur Sterilität (Unfruchtbarkeit) der Frau führen. Außerdem können verklebte Eileiter verhindern, dass ein befruchtetes Ei die Gebärmutter erreicht. Dies begünstigt sogenannte Extrauteringraviditäten (Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter), z. B. Eileiterschwangerschaften. Die Ausbreitung der Entzündung im kleinen Becken (PID, pelvic inflammatory disease) führt zusätzlich zu chronischen Schmerzen im Unterbauch. Beim Mann treten Entzündungen der Harnröhre (Urethritis), Entzündungen der Prostata (Prostatitis) und der Nebenhoden (Epididymitis) mit der möglichen Folge einer Sterilität auf. Infizierte Männer haben in der Regel Schmerzen beim Urinieren sowie einen eitrigen Ausfluss. Als Folge der akuten Infektion kann es zur Arthritis in verschiedenen Gelenken, zur Tendovaginitis (Sehnenscheidenentzündung) und in seltenen Fällen auch zum Reiter-Syndrom kommen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass eine bestehende Chlamydieninfektion die Ansteckung mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, einschließlich der Infektion mit HIV, bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr erleichtern kann. Bei ungeschütztem oralem oder analem Verkehr kann es auch zu einer Chlamydieninfektion des Rachens (Pharyngitis) bzw. des Rektums (Proktitis) kommen. Diese Infektionen verlaufen meistens ohne Beschwerden und werden daher nur sehr selten entdeckt. Die Infektionen heilen zwar meistens nach einigen Wochen komplikationslos aus, stellen bis dahin aber ein Infektionsrisiko dar.

Syphilis

Syphilis ist eine chronische Infektionskrankheit, die zur Gruppe der sexuell übertragbaren Erkrankungen gehört. Die Syphilis wird hauptsächlich beim Geschlechtsverkehr durch Schleimhautkontakt und ausschließlich von Mensch zu Mensch übertragen. Während der Schwangerschaft und bei der Geburt kann eine erkrankte Mutter ihr Kind infizieren. Das Erscheinungsbild der Krankheit ist vielfältig. Typisch ist ein Beginn mit schmerzlosen Schleimhautgeschwüren und Lymphknotenschwellungen. Bei einem Teil der Infizierten kommt es zu einem chronischen Verlauf, der durch vielfältigen Haut- und Organbefall gekennzeichnet ist. Im Endstadium kommt es zur Zerstörung des zentralen Nervensystems. Die Diagnose wird hauptsächlich durch den Nachweis von Antikörpern erstellt. Die Syphilis ist durch die Gabe von Antibiotika, unter anderem Penicillin, heilbar. Die Entdeckung und die spätere Verfügbarkeit von Antibiotika in ausreichenden Mengen führten zu einem deutlichen Rückgang der Syphilis im 20. Jahrhundert. Seit den 1990er Jahren ist jedoch wieder ein Anstieg der erkannten Erkrankungen feststellbar.

HPV (Humane Papillomviren)

Humane Papillomviren infizieren Epithelzellen der Haut und verschiedener Schleimhäute und können bei den infizierten Zellen ein unkontrolliertes tumorartiges Wachstum hervorrufen. Diese Tumoren sind meist gutartig und führen zur Warzenbildung an der betroffenen Haut- oder Schleimhautstelle (dem Ort der Infektion). Wenn die Infektion im Genital- oder Analbereich entsteht (i. d. R. durch Geschlechtsverkehr), kommt es zur Bildung von Genitalwarzen. Einige HPV-Typen können jedoch auch bösartige Veränderungen hervorrufen, insbesondere Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) bei Frauen. Vermutlich ist auch ein erheblicher Anteil der Scheiden-, Penis- und Analkarzinome Folge einer solchen HPV-Infektion. Auch an der Entstehung von Basalzellenkrebs („weißer Hautkrebs“) scheint eine HPV-Infektion begünstigend beteiligt zu sein. HPV kann durch Oralverkehr auch auf die Mundschleimhaut übertragen werden und dort Mundtumoren auslösen. Die durch Papillomviren verursachten Hautveränderungen sind häufig nicht mit bloßem Auge zu erkennen. Besondere Probleme stellen die durch die Viren verursachten Entartungen bei unkontrolliertem Wachstum dar, zum Beispiel wenn die Körperabwehr durch eine andere Erkrankung geschwächt ist.

HIV/AIDS

Mit Humanes Immundefizienz-Virus, zumeist abgekürzt als HIV (auch HI-Virus) oder auch Menschliches Immunschwäche-Virus oder Menschliches Immundefekt-Virus werden zwei Spezies (Arten) behülltee Viren aus der Gattung der Lentiviren in der Familie der Retroviren bezeichnet. Eine unbehandelte HIV-Infektion führt nach einer unterschiedlich langen, meist mehrjährigen symptomfreien Latenzphase in der Regel zu AIDS (erworbenes Immundefizienzsyndrom‘).
Die Verbreitung von HIV hat sich seit Anfang der 1980er Jahre zu einer Pandemie entwickelt, die nach Schätzungen des Gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) bisher mindestens ca. 39 Millionen Menschenleben gefordert hat.
Das HI-Virus wird durch Kontakt mit den Körperflüssigkeiten Blut, Sperma, Vaginalsekret sowie Muttermilch und Liquor cerebrospinalis übertragen. Potenzielle Eintrittspforten sind frische, noch blutende Wunden und Schleimhäute (v. a. Bindehaut, Vaginal und Analschleimhaut) bzw. nicht ausreichend verhornte, leicht verletzliche Stellen der Außenhaut (Eichel, Innenseite der Penisvorhaut, Anus). Der häufigste Infektionsweg ist Anal- oder Vaginalverkehr ohne Verwendung von Kondomen. Die Benutzung kontaminierter Spritzen beim intravenösen Drogenkonsum stellt einen weiteren gängigen Infektionsweg dar. Oralverkehr gilt als weit weniger infektiös, da die gesunde Mundschleimhaut sehr viel widerstandsfähiger ist als andere Schleimhäute. Homosexuelle Männer gelten als Risikogruppe, da Analverkehr, welcher ein deutlich höheres Infektionsrisiko als Vaginalverkehr birgt, bei ihnen stärker verbreitet ist als in der Gruppe der Heterosexuellen.
Bluttransfusionen sind ebenfalls eine mögliche Infektionsquelle: Das Infektionsrisiko für den Empfänger bei einer Transfusion mit HIV-kontaminiertem Blut wird auf 90 % geschätzt.
Das Risiko der Infektion eines Kindes durch eine HIV-infizierte Mutter während der Schwangerschaft oder Geburt ohne Behandlung wird auf 15 bis 30 % geschätzt. Eine Übertragung des Virus beim Stillen ist ebenfalls möglich. Bei bekannter HIV-Infektion der Mutter kann das Risiko einer Übertragung auf das Kind durch die Gabe antiretroviraler Medikamente (an die Mutter vor und das Kind nach der Geburt), die Geburt durch Kaiserschnitt und den Verzicht auf das Stillen des Kindes auf unter ein Prozent vermindert werden.

Gonorrhoe

Die Gonorrhoe ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Diese bakterielle Infektionskrankheit befällt die Schleimhäute von Harn- und Geschlechtsorganen.
Die Inkubationszeit beträgt zumeist zwei bis drei Tage, mitunter können aber bis zu sieben Tage vergehen. Bei etwa fünf Prozent der Betroffenen treten trotz Infektion keinerlei Symptome auf. Diese asymptomatischen Infizierten haben selbst zwar keine Krankheitserscheinungen, können jedoch andere Personen anstecken.
Beim Mann kommt es zur Harnröhrenentzündung (Urethritis) mit Juckreiz, eitrigem Ausfluss und Schmerzen beim Wasserlassen (Algurie). Vor Einführung von Antibiotika hielten die Symptome der Urethritis etwa acht Wochen an. Seltene Komplikationen sind Entzündungen der Nebenhoden (Epididymitis) und der Prostata (Prostatitis), als Folge kann sich Unfruchtbarkeit entwickeln.
Bei Frauen lässt sich die Inkubationszeit nicht genau festlegen, die Symptome treten aber zumeist nach etwa zehn Tagen auf. Hier kann zusätzlich eine Entzündung des Gebärmutterhalses mit eitrigem Ausfluss (mukopurulente Cervicitis) hinzukommen. Entzündungen der Vaginalschleimhaut treten nur in sehr seltenen Fällen auf, ebenso Entzündungen der Bartholinschen Drüsen. Befallene Gebärmutterschleimhaut und die Eileiter können verkleben, was zur Sterilität führen kann. Im schlimmsten Fall kann sich die Gonokokkeninfektion auf das Bauchfell ausbreiten.
Die Gonokokken können auch durch Oral- oder Analverkehr über die Rachen- oder Mastdarmschleimhaut übertragen werden. Eine Übertragung vom Rachen zu anderen Sexualkontakten ist selten.
Gonokokkeninfektionen während der Schwangerschaft können ernsthafte Komplikationen zur Folge haben.
Herpes genitalis

Herpes genitalis entsteht durch eine Infektion mit Herpesviren und gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Ansteckung erfolgt nahezu immer durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner/-in. Nach einer erstmaligen Infektion mit Herpes genitalis, treten die typischen Frühsymptome erst nach zwei bis zwölf Tagen (Inkubationszeit) auf. Scheide beziehungsweise Penis sind gerötet und geschwollen. Die Betroffenen verspüren oft ein unangenehmes Kribbeln und Jucken oder auch ein stechendes, brennendes Gefühl. Zudem schwellen häufig die Lymphknoten in der Leiste an. Manchmal nach Tagen treten kleine, schmerzhafte Bläschen auf. Diese sind mit einer durchsichtigen bis eitrig-trüben Flüssigkeit gefüllt, die sehr viele Viren enthält und hoch ansteckend ist. Die Bläschen und platzen nach und nach auf. So entstehen Hautschäden (Erosionen), gelegentlich sogar kleine, schmerzhafte Geschwüre (Ulzerationen), die oft von einer dünnen Kruste bedeckt sind. Daneben können Schmerzen beim Wasserlassen auftreten (Dysurie), sowie eine Entzündung der gesamten Eichel (Balanitis) beziehungsweise Vagina (Vulvovaginits). Wenn die Bläschen und Hautschäden restlos verschwunden sind, ist der Herpes genitalis ausgeheilt. Die Symptome sind individuell unterschiedlich. Grundsätzlich fallen Primärinfektionen meist heftiger aus, als Reaktivierungen. Die Patienten leiden dann an allgemeinen Krankheitszeichen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Manche zeigen aber auch nur sehr milde oder gar keine Symptome. Vaginal-Herpes wird meist von einem glasigen Ausfluss begleitet, der bei Herpes am Penis viel schwächer ausgeprägt ist, oder völlig fehlt.
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Trichomoniasis
 

Trichomoniasis ist eine sexuell übertragbare Erkrankung des Urogenitaltraktes, die bei Frau und Mann auftritt und von einem Geißeltierchen, Trichomonas vaginalis (auch Trichomonas urogenitalis genannt), ausgeht. Dabei entzünden sich die Scheide und die männliche Harnröhre. Geschlechtsverkehr ist das Hauptübertragungsmedium der Krankheit. Die Trichomoniasis ist mit 170 Millionen Neuinfektionen pro Jahr weltweit eine der häufigsten durch Geschlechtsverkehr übertragenen Krankheiten. Bei den meisten Männern ist der Befall symptomlos. Gelegentlich kommt es zu einer schmerzhaften Entzündung der Harnröhre. Da bei Männern meist keine Symptome auftreten, wissen sie oft nichts von der Infektion und sind die hauptsächlichen Überträger der Parasiten. Frauen können sich entwickeln kommt es nach ohne Symptome zu Entzündungen (Trichomonadenkolpitis) und dünnflüssigem gelblichem, übelriechendem Scheidenausfluss (Fluor vaginalis). Damit ist oft ein Juckreiz in der Scheide verbunden. Ein Befall mit Trichomonas vaginalis führt bei Mädchen und Frauen zu einer erhöhten Infizierbarkeit mit HIV. Die Infizierbarkeit gilt in beide Richtungen. Betroffene stecken sich nicht nur leichter mit HIV an. Frauen, die HIV-positiv sind, werden dadurch auch infektiöser für ihre Partner.